Talbot Tagora (1980-1983)
Der Talbot Tagora ist ein Fahrzeug der oberen Mittelklasse, das von Mitte 1980 bis Frühjahr 1983 produziert wurde.
Die ursprüngliche Konzeption ging auf Chrysler Europe zurück; nach der Übernahme der europäischen Chrysler-Filialen durch den PSA-Konzern erfolgte die Produktion allerdings unter der zu PSA gehörenden Marke Talbot.
Der amerikanische Automobilhersteller Chrysler war in Europa mit zwei unterschiedlichen Unternehmen vertreten: In Großbritannien führte Chrysler seit 1967 die ehemalige Rootes-Gruppe unter eigenem Namen fort, auf dem Kontinent hingegen war Chrysler ab 1971 mit der französischen Marke Simca auf dem Markt. Chrysler bot in Großbritannien und in Frankreich jeweils eigenständige Modellreihen an, die keine technische Verwandtschaft zueinander hatten.
Schon beim Simca 1610 versuchte Chrysler erstmals auf beiden Märkten einen Bereich mit einem einheitlichen Modell zu bedienen, blieb jedoch erfolglos. Erst mit dem Nachfolgeprojekt C6 und den daraus hervorgegangenen Modellen Simca 1307, 1510 und Solara konnte sich die Marke erfolgreich in der Mittelklasse platzieren.
Mit dem Projekt C9 versuchte man nach gleichem Muster den Einstieg in die obere Mittelklasse. Mit diesem Fahrzeug wollte Chrysler gegen Modelle wie den Citroën CX, Peugeot 604, Renault 30, Ford Granada, Audi 100 oder Rover SD1 antreten. Geplant war eine jährliche Produktion von 60.000 Fahrzeugen.
Unter dem Projektnamen C9 begann im Jahr 1977 die Konstruktion im britischen Designzentrum Whitley, während Simca in Poissy für die technische Entwicklung zuständig war. Zum Zeitpunkt der Übernahme Chrysler Europas durch PSA war die Entwicklung des Tagora weitgehend abgeschlossen. Damit war es aus Sicht der PSA-Manager ausgeschlossen, das Projekt zu stoppen. Stattdessen bereitete PSA die Serienproduktion vor. Um Kosten zu sparen, wurden kurz vor der Markteinführung noch diverse Technikteile durch Baugruppen von Peugeot ersetzt. So stammt die Vorderachse vom 604 und das Getriebe aus dem 504. Vom 505 verwendete Talbot die Hinterachse, die jedoch eine im Verhältnis zur Karosserie reduzierte Spurweite hat.
Konzernintern wurde der Tagora zwischen dem Citroën CX und dem Peugeot 604 positioniert.
Die Produktion startete Mitte 1980 mit einer Vorserie, die Serienfertigung erfolgte ab Frühjahr 1981. Der Talbot Tagora wurde ausschließlich im französischen Werk Poissy produziert.
Im Oktober 1980 wurde der Tagora auf dem Pariser Autosalon als Spitzenmodell der wiederbelebten Marke Talbot vorgestellt. Zunächst gab es nur den 2,2 Liter großen Vierzylinder-Ottomotor mit 115 PS aus der Verbindung mit Chrysler-Simca in den Ausstattungslinien GL und GLS mit Vier- (GL) oder Fünfgang-Schaltgetriebe (GLS und SX). Ab Mitte 1981 war auf Wunsch das bereits im Peugeot 504 verwendete Automatikgetriebe von ZF erhältlich.
Nach der Übernahme durch PSA stand auch ein großer Motor zur Verfügung, sodass ab August 1981 zusätzlich die Topausstattung SX mit Sechszylinder-Ottomotor aus der gemeinsamen Entwicklung von Peugeot, Renault und Volvo (PRV-Motor) mit 2,7 Litern Hubraum angeboten wurde. Dessen Leistung wurde von Talbot durch den Einsatz zweier Weber-Dreifachvergaser, schärferen Nockenwellen, Mahlekolben und Venturiventilen von 100 kW (136 PS) auf 122 kW (166 PS) gesteigert. Das von 206 N·m (DIN) auf 234 N·m (DIN) gesteigerte Drehmoment erlaubte eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in weniger als 8 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von knapp 200 km/h. Mit dieser Leistung war der Tagora SX das damals stärkste französische Serienfahrzeug.
Gleichzeitig mit dem Modell SX wurde auch die neue Linie DT eingeführt, die mit einem 2,3 Liter großen und 59 kW (80 PS) starken aufgeladenen Dieselmotor aus dem Peugeot 604 ausgestattet war.
Der Talbot Tagora war für damalige Verhältnisse modern und mit sehr viel Elektronik ausgestattet. Außer einer elektronischen Zündung gab es eine Überwachung der Öl- und Wasserstände, der Beleuchtung und der Bremsbeläge. Auf Wunsch wurde ein „Reisedatencomputer“ (serienmäßig beim SX) angeboten, der unter anderem den Durchschnittsverbrauch und die gefahrene Geschwindigkeit anzeigt. Für Fahrzeuge mit Automatikgetriebe war ein Tempomat erhältlich.
Trotz all dieser Maßnahmen erfüllte der Tagora nicht die Erwartungen, sodass die Produktion bereits im Frühjahr 1983 nach insgesamt 20.133 produzierten Exemplaren eingestellt werden musste. Das Fahrzeug war somit ein kommerzieller Misserfolg. In Deutschland konnten nur 3.274 Fahrzeuge abgesetzt werden.
Heute ist der Tagora bis auf ein paar wenige Exemplare verschwunden.