Polski Fiat 125p (1967-1991)
Der Polski Fiat 125p war ein Mittelklassewagen des polnischen Herstellers FSO aus Warschau.
Er wurde im Rahmen eines Lizenzvertrags mit Fiat produziert und zunächst unter der Marke Polski Fiat vertrieben.
Nach Ablauf der Lizenzverträge Ende 1982 wurde er ab 1983 unter dem Markennamen FSO als FSO 125p oder FSO 1300 bzw. FSO 1500 (je nach Motorisierung) verkauft.
Schon 1932 gab es ein erstes Lizenzabkommen des polnischen Kraftfahrzeugbaus mit Fiat über mehrere Fiat-Modelle. 1934 begann die Lizenzfertigung mit dem Polski Fiat 508. Nachdem eine Fortsetzung der Zusammenarbeit nach dem Krieg zunächst scheiterte, entschied man sich bei FSO in den 1960er Jahren wieder zur Kooperation. Am 22. Dezember 1965 wurde ein Lizenzvertrag mit Fiat unterzeichnet. Dieser bedeutete einen Quantensprung für die polnische Automobilindustrie und stellte eine technisch und finanziell große Herausforderung für FSO und die Zulieferer dar. Galten doch die bisher produzierten Pkw-Modelle Syrena- und Warszawa selbst innerhalb des Ostblocks als rückständig.
Der 125p war eine Kombination zweier Fiat-Konstruktionen. Die Karosserie stammte vom Typ 125, Antrieb und Fahrwerk vom Fiat 1300/1500. Er wurde in Details wie den Scheinwerfern abgeändert und die Modellpalette deutlich erweitert. Die Produktion des 125p begann 1967 mit dem 1,3-Liter-Motor. Der 1,5-Liter-Motor folgte 1968. In den ersten Jahren wurden außer dem Motor alle Teile noch aus Italien bezogen, später erfolgte die Produktion vollständig in Polen. Im Jahr 1970 wurden 50 000 125p hergestellt, was noch deutlich entfernt vom projektierten Jahresausstoß von 200 000 Fahrzeugen war. 1971 wurde das Kombimodell erstmalig präsentiert und die Serienproduktion für 1972 angekündigt. Einen vergleichbaren Kombi von Fiat gab es hingegen nicht. 1972 wurden außerdem noch eine Pick-up-Variante mit verschiedenen Aufbauten und ein Krankenwagen präsentiert, außerdem Varianten mit niedriger verdichtetem 1,5-l-Motor mit 65 PS und mit 15"- statt 13"-Rädern zur Vergrößerung der Bodenfreiheit. Zudem wurden einfacher ausgestattete Ausführungen eingeführt, um den relativ teuren Wagen im Inland preisgünstiger anbieten zu können. Weiterhin gab es ab 1972 eine Knüppelschaltung, einen lastabhängigen Bremskraftbegrenzer, Zweikreisbremsanlage (TT-Aufteilung) und anderes mehr. Eine geänderte Düsenbestückung des Vergasers ermöglichte die Einhaltung der seither u. a. in der DDR vorgeschriebenen Obergrenze von 4,5 Vol % CO im Leerlauf.
1973 erfuhr der 125p eine leichte Überarbeitung mit geschwärzter statt bisher verchromter Frontpartie. 1975 folgte eine erneute Modellpflege, bei der die Form der Heckleuchten und der Stoßstangen geändert und die Scheinwerfer etwas nach innen versetzt wurden. Ab 1978 wurde parallel zum 125p der FSO Polonez gefertigt. Der FSO 125 P wurde insgesamt 1.445.699 fach produziert. Davon sind 874.966 Fahrzeuge exportiert worden. In die Tschechoslowakei wurden 82.662 Fahrzeuge importiert. Im Jahr 1967 wurden 7.101 Fahrzeuge hergestellt. Im Jahr 1969 lag die Zahl bei 14.735 Fahrzeugen und im Jahr 1971 waren es 47.450 Fahrzeuge, von denen 30.450 in den Export gingen. Im Jahr 1973 stieg die Produktionszahl auf 72.343 Fahrzeuge. 1975 wurden rund 100.000 Fahrzeuge produziert. Ein Produktionsjubiläum wurde 1976 mit der Herstellung von Fahrzeug Nr. 500.000 erzielt. Ab dem Jahr 1986 gab es auch Dieselfahrzeuge, die mit dem 1,6 Liter Volkswagenmotor ausgestattet waren.
Dem Namen nach war der 125p ein Lizenz-Nachbau des Fiat 125, dem er äußerlich – von den runden Scheinwerfern abgesehen – glich. Antrieb und Fahrwerk entsprachen nicht dem Fiat 125, sondern den älteren Modellen Fiat 1300/1500. Der 125p wurde auch als Kombi und Pick-up angeboten, im Gegensatz zum Fiat 125, den es nur als Limousine gab.
Für den 125p standen zwei Motoren zur Wahl, beides Viertakt-Reihenvierzylinder-Motoren mit untenliegender Nockenwelle und drei Kurbelwellenlagern. Der kleinere mit 1295 cm³ (FSO 1300) leistete zuerst 40 kW (54 PS), später dann 44 kW (60 PS), der größere mit 1481 cm³ (FSO 1500) leistete 55 kW (75 PS). Der italienische Fiat hatte hingegen einen moderneren und leistungsstärkeren Motor mit fünf Kurbelwellenlagern und zwei obenliegenden Nockenwellen.
Als Mittelklassewagen konkurrierte er mit den für sozialistische Verhältnisse gehobenen sowjetischen Ladas und Moskwitschs. In der DDR und anderen sozialistischen Ländern konnte man den 125p als Statussymbol ansehen. Der Preis in der DDR betrug 22.000 Mark für den 1300er und 23.500 Mark für den 1500er (1973). Das Problem des 125p war jedoch, dass er einen höheroktanigen Kraftstoff benötigte, der nicht an jeder Tankstelle verfügbar war. Auch mit der Qualität des Autos stand es nicht zum Besten: Schlechte Verarbeitung und eine hohe Rostanfälligkeit machten den Neukäufern bereits nach einigen Jahren zu schaffen. Mit dem größer werdenden Angebot an Schigulis versiegte Ende der 1970er Jahre der Nachschub des 125p für die DDR gänzlich. Die Kombivariante wurde in der DDR nicht angeboten.
Die KFT testete den 125p 1300 im Jahr 1969 und bezeichnete den Motor als für Fiat typisch sportlich-temperamentvoll. Kritik galt der dreifachen Lagerung der Kurbelwelle und der Neigung zum Klingeln, die selbst bei Verwendung eines 94-Oktan-Kraftstoffs nicht ganz beseitigt war. Im Schnitt wurde ein Verbrauch von 10,4 l/100 km für den 1300er Motor ermittelt und eine Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h gemessen. Stärkere Kritik gab es an dem veralteten Fahrwerk mit zum trampeln neigender Hinterachse. Wegen der relativ straffen Stoßdämpfer ließe sich der 125p aber immer noch etwas besser beherrschen als der Moskwitsch-408. Radführung und Federung seien den Qualitäten des Wartburg 353 jedoch unterlegen, ganz im Unterschied zu den Bremsen (Scheibenbremsen rundum). Im Test der Ausführung 1972 erwies sich das Fahrverhalten mit den inzwischen erhältlichen Radialreifen deutlich besser, wobei sich auch die Höchstgeschwindigkeit auf 145 km/h verbesserte. Der Spritverbrauch lag infolge des umweltgerechter bestückten Vergasers nun bei 10,0 l/100 km. Die dreifach gelagerte Kurbelwelle bewirkte im Vollgasbetrieb erhebliche unerwünschte Schwingungen, austretendes Öl am Steuergehäusedeckel des Testfahrzeug stand damit in Zusammenhang.
Im Test des 125p 1500 wurden im Jahr 1969 die ansprechenden Fahrleistungen bei identischem Spritverbrauch (10,4 l/100 km) gelobt, die Höchstgeschwindigkeit von 150 km/h wurde sicher erreicht. Umso deutlicher fiel die Kritik am veralteten Fahrwerk aus. Das gestiegene Antriebsmoment führe bei starkem Beschleunigen auf unebener Fahrbahn zum Verbiegen der Blattfedern. Angeregt wurde deshalb der Einbau von zusätzlichen Längslenkern, wie sie am Fiat 125 verwendet wurden. Die Verarbeitungsqualität wies insbesondere im Innenraum Mängel auf, und sowohl die Abrollgeräusche als auch die Motorgeräusche bei hohen Drehzahlen seien für einen Wagen dieser Preisklasse zu laut.